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Bundesmodellprojekt FreD - Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten

Laufzeit: 01.10.2000 bis 31.12.2003

Das Projekt

Im Bundesmodellprojekt "FreD" wurde von 2000 bis 2002 ein spezifisches (suchtpräventives) Angebot für junge Menschen erprobt, die zum ersten Mal wegen des Konsums illegaler Drogen polizeilich auffällig geworden sind. Es richtete sich an 14- bis 18-Jährige und junge Erwachsene bis zum 25. Lebensjahr. Im Jahr 2003 schloss sich eine einjährige Transferphase an.

  • Das Bundesmodellprojekt FreD richtete sich an (riskant) illegale Drogen konsumierende junge Menschen.
     
  • Mittlerweile ist FreD in ganz Deutschland verbreitet. Mehr als 190 FreD-Standorte verzeichnet die FreD-Datenbank der LWL-Koordinationsstelle Sucht.
     
  • Eine Nachbefragung im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums für Gesundheit (BMG) ergab 2007, dass eine Erweiterung des FreD-Konzeptes neue Zielgruppen ansprechen kann. So wurde im Rahmen des europäischen Projektes FreD goes net auch ein Konzept für riskant Alkohol konsumierende Jugendliche erarbeitet.

Laufzeit und Ziel

Das Bundesmodellprojekt FreD lief vom 1. Oktober 2000 bis 31. Dezember 2002. Eine Transferphase schloss sich vom 1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2003 an. Projektträger war die LWL-Koordinationsstelle Sucht im Auftrag des Referates "DS 03 - Drogen und Suchtmittelmissbrauch" beim Bundesgesundheitsministerium.

Für die wissenschaftliche Begleitung zeichnete die Kölner "FOGS Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich mbH" verantwortlich. Juristischen Rat lieferte Leitender Oberstaatsanwalt Karl-Rudolf Winkler. Ein Beirat koppelte während der Laufzeit des Projektes die Konzeptentwicklung zurück an die Präventionspraxis.

Ziel des Projektes war es, gemeinsam mit den 15 teilnehmenden Projekt-Partnerorganisationen Kooperationsstrukturen vor Ort zu entwickeln, die die Implementierung eines FreD-Angebotes ermöglichten.

Junge Menschen, die erstmals polizeilich oder justiziell auffällig wurden, weil sie illegale Drogen konsumiert hatten, sollten in FreD-Kurse vermittelt werden. Dazu mussten entsprechende Kontakte zu Polizei und Justiz etabliert und - wichiger noch - die Aufmerksamkeit der Behörden für das Problem gesteigert werden.

Wenn diese Strukturen erfolgreich etabliert worden waren, wurden die jungen Menschen bei der polizeilichen Erstvernehmung oder in der Zeit bis zur Mitteilung der (abschließenden) Entscheidung durch die Staatsanwaltschaft auf das FreD-Angebot hingewiesen.

In dem achtstündigen Kurs sollten sie lernen, den eigenen Drogenkonsum zu reflektieren, Wissen über Risiken und rechtiche Aspekte vermittelt bekommen und praktische Tipps erhalten, den Konsum zu reduzieren oder zu beenden. Dem Kurs ging und geht jeweils ein Kennenlern-Gespräch mit der/dem Kursleiter:in voran.

Die Ergebnisse

Die Evaluation des Bundesmodellprojektes FreD übernahm die Kölner Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (FOGS). Die Auswirkungen und Ergebnisse des Projektes wurden bezogen auf die Struktur und die Ergebnisse der Angebote analysiert. Zudem führte die FOGS im Jahr 2007 eine Nachbefragung im Auftrag des BMG durch.

Grundsätzlich kam die Projekt-Evaluation zu dem Ergebnis: FreD war erfolgreich und erreichte die geplanten Ergebnisse. Junge Konsumierende illegaler Drogen können mit FreD frühzeitig mit einem präventiven Angebot erreicht werden.

Die Teilnehmenden waren durchschnittlich 17,7 Jahre alt und hatten hauptsächlich Cannabis (95,8%) konsumiert. Darüber hinaus besaßen sie neben Alkohol vor allem (gelegentliche) Konsumerfahrungen mit MDMA/Ecstasy (11,5%), Pilzen (7,7%) und Amphetaminen (6,7%), Heroin und Kokain hatten lediglich einzelne Jugendliche bereits einmal konsumiert. Ein Drittel der Befragten hatte die hauptsächlich konsumierte illegale Droge in einem 30-Tage-Zeitraum an bis zu sieben Tagen konsumiert, immerhin 24,8% gaben einen täglichen Konsum an. Ganz überwiegend (89%) hatten die Teilnehmenden bisher keine Hilfen im Zusammenhang mit ihrem Drogenkonsum in Anspruch genommen.

Von 514 Menschen, denen im Erstgespräch eine Kursteilnahme empfohlen wurde, haben 446 Personen teilgenommen. 83,3% beendeten den jeweiligen Kurs regulär. Das Kursangebot wurde von 87,5% der Befragten mit gut oder sehr gut beurteilt, drei Viertel zeigten sich darüber hinaus bereit, es weiterzuempfehlen.

Effekte gab es auch auf den Suchtmittelkonsum, ergab die Nachbefragung des Jahres 2007:

  • geringerer Konsum von Alkohol oder Tabak (44,3%)

  • geringerer Konsum illegaler Drogen (78,6%)

  • kein erneuter Konsum illegaler Drogen im Betrachtungszeitraum (50%)

  • keine erneute polizeiliche Auffälligkeit (69,4%)

 

140 Einrichtungen in Deutschland führten damals bereits FreD durch. Zwischen 2005 und 2006 wurden somit bereits 3.163 Menschen mit FreD erreicht.

Allerdings realisierten nur 14,7 Prozent der Einrichtungen das Konzept so wie im Manual vorgesehen. Alle anderen hatten Modifikationen vorgenommen, vor allem bezogen auf die Zugangswege, aber auch auf die Zielgruppe. Diese Entwicklung in der Praxis war dann auch einer der Gründe, das europäische Projekt FreD goes net, das Setting und Zielgruppe des FreD-Konzeptes erweitert in die europäische Ebene hinein zu verbreiten.

Die Projekt-Partner

In 15 bundesdeutschen Einrichtungen wurde das Konzept erprobt. Modellstandorte waren:

Bayern

Berlin

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Nordrhein-Westfalen

Niedersachsen

Rheinland-Pfalz

Sachsen